Präventions- und Behandlungsprogramme

In den vergangenen Jahren wurden verschiedene Programme zur Prävention und Behandlung von Computerspiel- und Internetabhängigkeit entwickelt. Internationale Übersichtsarbeiten berichten abhängig von den jeweiligen Einschlusskriterien von 8 bis 20 dazugehörigen Präventionsstudien (King et al., 2018; Vondrackova & Gabrhelík, 2016; Throuvala et al., 2018) sowie 16 bis 30 Interventionsstudien (King et al., 2017; Winkler, Dörsing, Rief, Shen & Glombiewski, 2013; Zajac, Ginley, Chang & Petry, 2017). Im deutschen Sprachraum existieren 12 Präventions- und Frühinterventionsprogramme (Szász-Janocha, Kindt, Halasy & Lindenberg, 2019). Diese Übersichtsarbeiten kritisieren jedoch übereinstimmend die methodische Qualität bei der Mehrheit dieser Studien, sodass die Aussagekraft über ihre Wirksamkeit eingeschränkt ist. Die kognitiv-verhaltenstherapeutischen Programme weisen dabei jedoch die höchste Evidenzbasis auf und scheinen gegenüber anderen Interventionsformen überlegen zu sein (King et al, 2017).

Die Wirksamkeit des PROTECTtraining-Programms wurde in einer 3-jährigen, randomisiert-kontrollierten, schulbasierten Präventionsstudie nachgewiesen (Lindenberg, submitted). Außerdem wurde das Programm in adaptierter Form in einer weiteren 3-jährigen Studie als Frühinterventionsprogramm (PROTECT+) in einem ambulanten Setting evaluiert und seine Wirksamkeit bestätigt (Szász-Janocha, Vonderlin & Lindenberg, submitted). PROTECTtraining und PROTECT+ eignen sich für Jugendliche von 12 bis 18 Jahren. Aufgrund der hohen Nachfrage wurde PROTECTtraining für jüngere Altersgruppen, d.h. für Schüler*innen der 3. bis 5. Klasse angepasst (PROTECT 3-5). Eine Pilotstudie im Prä-Post-Design zeigte eine hohe Akzeptanz bei den Schüler*innen sowie eine höhere Selbstreflexion nach der Intervention (Kindt et al., 2018). Eine randomisiert-kontrollierte Längsschnittstudie zu PROTECT 3-5 sowie eine Pilotstudie zu PROTECTinfo laufen derzeit.

Bedeutung von Prävention

Das Ziel jeder Prävention ist die Vermeidung oder das Hinauszögern einer Krankheit. Da psychische und Verhaltensstörungen nach den Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems in Deutschland die zweithöchsten Ausgaben im Gesundheitswesen verursachen, ist deren Prävention von hoher Relevanz. Dadurch kann gefährdeten Individuen ein niederschwelliger und früher Zugang zu Interventionen geboten werden, um die Manifestierung der Krankheit zu verhindern bzw. deren Ausbruch zu verzögern.

Schulbasierte Präventionsprogramme sind besonders geeignet, da sie durch die gesetzliche Schulpflicht potenziell alle Schüler*innen erreichen.