Klinische Bedeutung

Zusätzlich zu den eigenständigen Symptomen, die mit einer Computerspiel- und Internetabhängigkeit einhergehen, gibt es eine Vielzahl von Erkrankungen, die im Zusammenhang mit Computerspiel- und Internetabhängigkeit stehen. Dazu zählen u.a. Depressionen, Angststörungen, Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörungen, Störungen des Sozialverhaltens sowie andere Substanzabhängigkeiten (Anderson, Steen & Stavropoulos, 2016; Carli et al., 2013; Ho et al., 2014; Ko, Yen, Yen, Chen & Chen, 2012). Da der Großteil aller Studien auf einem querschnittlichen Design beruht und diese keine kausalen Aussagen zulassen, ist über die Wirkrichtung wenig bekannt. Die aktuelle Forschungslage deutet jedoch auf eine wechselseitige Ursache-Wirkungs-Beziehung hin (Anderson, Steen & Stavropoulos, 2016).

Da die Prävalenz im Jugendalter besonders hoch ist (Bakken, Wenzel, Götestam, Johansson, & Oren, 2009; Mentzoni et al., 2011; Wittek et al., 2016) und da im Jugendalter die akademische und berufliche Zukunft entscheidend geprägt werden, sind eine Computerspiel- oder Internetabhängigkeit in dieser Altersgruppe besonders kritisch. Diverse Studien konnten bereits einen Zusammenhang zwischen Computerspiel- und Internetabhängigkeit sowie schlechteren akademischen Leistungen (Brunborg, Mentzoni & Frøyland, 2014; Gentile, 2009; Gentile et al., 2011; Haghbin, Shaterian, Hosseinzadeh &Griffiths, 2013; Huang et al., 2009; Rehbein, Kleimann & Mößle, 2010; Rehbein, Kliem, Baier, Mößle & Petry, 2015; Stavropoulos, Alexandraki & Motti-Stefanidi, 2013; Tsitsika et al. 2011), vermehrten Fehltagen (Austin & Totaro, 2011; Rehbein, Kleimann & Mößle, 2010; Rehbein, Kliem, Baier, Mößle & Petry, 2015; Tsitsika et al. 2011), Prokrastination (Anam-ul-Malik &Rafiq, 2016; Kim, Hong, Lee & Hyun, 2017), Problemen mit Gleichaltrigen (Mößle & Rehbein, 2013) sowie einem reduzierten akademischen Selbstkonzept (Mößle & Rehbein, 2013)  nachweisen. Außerdem wurde ein Zusammenhang mit einer geringeren Empathie (Melchers, Li, Chen, Zhang & Montag, 2015) sowie geringeren sozialen Kompetenzen (Festl, Scharkow & Quandt, 2013; Lemmens, Valkenburg & Peter, 2011; Rehbein, Kleimann & Mößle, 2010) gezeigt.